Gotthold Ephraim Lessing, einer der ersten deutschen Dichter
und der erste Kritiker der deutschen Litteratur, geb. 22. Jan. 1729 zu
Kamenz in der sächsischen Oberlausitz, wo sein Vater Prediger und später
Hauptpastor war, bezog 21. Juni 1741 die Fürstenschule St. Afra zu
Meißen, auf der er eine gründliche Ausbildung in den alten Sprachen
erwarb und bei dem Selbststudium, welches nach dem gesunden Prinzip der
Fürstenschulen verstattet war, sich mit Vorliebe zu den
Charakterdarstellern und Dramatikern Theophrast, Plautus und Terenz
wandte. Von poetischen Plänen und Entwürfen (auch von einem
beabsichtigten Lehrgedicht: "Über die Vielheit der Welten", haben sich
einige Verse erhalten) gehörte der Meißener Schülerzeit bereits eine
erste Bearbeitung des später in Leipzig abgeschlossenen Lustspiels "Der
junge Gelehrte" an.
Die frühe Rastlosigkeit und eigentümliche, schon im
Jünglingsalter fast männliche Reife seines Geistes ward, als er im
Herbst 1746 die Universität Leipzig bezog, für ihn insofern
verhängnisvoll, als er sich von der Mittelmäßigkeit, die namentlich in
den theologischen Vorlesungen herrschte, in keiner Weise angezogen und
gefesselt fühlen konnte, wodurch der Lebensplan, Theologie zu studieren,
von vornherein in bedenkliches Schwanken geriet. Da sich Lessing von
philologischen, naturwissenschaftlichen und mathematischen Studien weit
mehr angezogen fühlte, setzte er es in der That bei seinen Eltern durch,
Medizin zu studieren und sich "nebenbei auf Schulsachen zu legen".
Indes gestalteten sich die Dinge so, daß Lessing zu einem regelmäßigen
Verlauf seiner Universitätsstudien überhaupt nicht gelangte. Vom Beginn
seines Leipziger Aufenthalts an hatte Lessing in jugendlichem, wenn noch so
bescheidenem Lebensgenuß und im Verlangen nach einer allseitigen
Durchbildung nicht nur des Geistes, sondern auch der Persönlichkeit eine
Richtung bethätigt, welche für den auf geringe Mittel und namentlich
auf Stipendien Angewiesenen nicht ohne Gefahr war. "Ich lernte
einsehen", heißt es in einem spätern Brief an seine Mutter, "die Bücher
würden mich wohl gelehrt, aber nimmermehr zu einem Menschen machen. Eine
bäuerische Schüchternheit, ein verwilderter und ungebauter Körper, eine
gänzliche Unwissenheit in Sitten und Umgang, verhaßte Mienen, aus
welchen jedermann seine Verachtung zu lesen glaubte, das waren die guten
Eigenschaften, die mir bei meiner eignen Beurteilung übrigblieben. Ich
empfand eine Scham, die ich niemals empfunden hatte. Und die Wirkung
derselben war der feste Entschluß, mich hierinne zu bessern, es koste,
was es wolle. Ich lernte tanzen, fechten, voltigieren. Mein Körper war
ein wenig geschickter geworden, und ich suchte Gesellschaft, um nun auch
leben zu lernen." Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei diesem letztern
Studium der unerfahrene Jüngling in mancherlei Fährlichkeiten und in
Schulden geriet. Die Neigung, welche er für das Drama schon aus Meißen
mitgebracht hatte, ward in Leipzig, wo Friederike Neuber und ihre
Gesellschaft noch spielten, durch die Anschauung einer lebendigen Bühne
derart gesteigert, daß die erste litterarische Thätigkeit des jungen Lessing,
neben anakreontischen Versuchen und kleinen Sinngedichten, sich
durchaus auf dramatische Arbeiten und Entwürfe richtete. Dem
neubearbeiteten Lustspiel "Der junge Gelehrte" erwies die Neuber "die
Ehre, die sie sonst selten einem angehenden Komödienschreiber zu
erweisen pflegte: sie ließ es aufführen". Selbst in seinen dramatischen
Jugendversuchen (zu denen noch die Lustspiele: "Der Freigeist", "Der
Misogyn", "Die Juden", "Die alte Jungfer", "Der Schatz" zu rechnen sind)
bewies Lessing insofern eine gewisse Selbständigkeit, als er zwar noch nach
französischen Vorbildern schuf, aber diese Vorbilder hauptsächlich bei
Marivaux und Destouches fand und sich damit der Forderung der
Naturwahrheit und dem direkten Anschluß an die Natur schon um einen
Schritt näherte. Ehe er geistig über diese Entwickelungsperiode
hinauskam, hatte Lessing äußerlich viel zu durchleben.
Nachdem im Frühjahr
1748 die Katastrophe der Neuberschen Schauspielergesellschaft
eingetreten war, wurde dem jungen Autor und Studenten, der sich für
einzelne Mitglieder der Truppe verbürgt hatte, der Boden in Leipzig zu
heiß unter den Füßen. Er entwich vor seinen Gläubigern nach Wittenberg,
wo er krank ankam. Kaum daß er die Erlaubnis seiner Eltern erhalten, auf
dieser zweiten sächsischen Universität seine Studien fortzusetzen, so
bedrängten ihn auch hier seine Gläubiger derart, daß er den gewagten,
aber männlichen Entschluß faßte, vorderhand seine Universitätsstudien
abzubrechen, vom Ertrag seiner Stipendien seinen Gläubigern gerecht zu
werden, für sich selbst aber in Berlin eine litterarische Existenz zu
suchen. Eine solche hatte sein Landsmann und Freund, der "Freigeist"
Christlob Mylius, in dessen Zeitschriften: "Ermunterungen zum Vergnügen
des Gemüts" und "Der Naturforscher" Lessing seine frühsten Gedichte
veröffentlichte, bei der Redaktion der Rüdigerschen (später Vossischen)
Zeitung gefunden.
Im Dezember 1748 kam Lessing in dürftigem Aufzug und
völlig mittellos in Berlin an; das Nötigste erwarb er zunächst durch
litterarische Besprechungen für die eben gedachte Zeitung, für die er
vom April 1751 an ein Beiblatt: "Das Neueste aus dem Reiche des Witzes",
redigierte, und durch Übersetzungen. Von größerer Bedeutung waren die
"Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters" (Stuttgart 1750), die er
mit Mylius gemeinsam begann; seine lyrischen Versuche sammelte er als
"Kleinigkeiten" (das. 1751). Im Dezember 1751 entschloß Lessing sich, Berlin
zu verlassen, die Universität Wittenberg abermals zu beziehen, um den
Magistergrad zu erwerben. "In Leipzig hatte er einen Dichterkreis und
ein Theater gefunden, und hier war er einer der besten Lyriker und der
erste Dramatiker des Jahrzehnts geworden, in Berlin hatte er in
prosaischer Schriftstellerei seinen Freund Mylius und die übrigen
deutschen und französischen Litteraten überflügelt; nun kam er an einen
Hauptsitz gründlicher und gottseliger Gelehrsamkeit, und hier besiegte
er in einem Fach, das recht eigentlich das innerste Heiligtum
bücherwürmerischer Gelehrsamkeit ist, einen Mann, welcher sich in
demselben den größten Namen gemacht hatte" (Danzel). Er begann einen
Nachtrag zu Jöchers vielberufenem Gelehrtenlexikon, der zugleich eine
scharfe Kritik des Werkes war und für Lessings ausgebreitete Belesenheit
und kritischen Scharfsinn rühmlich Zeugnis abgelegt haben würde, hätte
er es nicht vorgezogen, den schon begonnenen Druck dieser Arbeit wieder
einzustellen. Vollendet wurden dagegen eine Reihe von Aufsätzen, die Lessing
"Rettungen" überschrieb, "Beiträge zur
Reformationsgeschichte" (über Hieronymus Cardanus, Cochläus, Simon
Lemnius u. a.), in denen sich Lessings scharfe, allem Autoritätsglauben
abgeneigte Kritik mit seinem warmen Gerechtigkeitsgefühl zu einer
Meisterleistung verband. Noch vor Ablauf des Jahrs 1752 kehrte Lessing,
nachdem er zum Magister promoviert worden, nach Berlin zurück und
widmete sich nach wie vor der freien litterarischen Thätigkeit, welche
in Wahrheit erst durch ihn zu Ehre und Ansehen gelangte. Er schrieb
wiederum Kritiken für die "Vossische Zeitung", begründete eine neue
"Theatralische Bibliothek" (Berlin 1754-58), schrieb mit Moses
Mendelssohn die Schrift "Pope ein Metaphysiker!" (Danzig 1755), gab die
Schriften seines Freundes Mylius heraus, welcher früh auf einer
wissenschaftlichen Reise in London gestorben war, und lebte daneben in
einem kleinen Kreis befreundeter, geistig strebsamer und angeregter
Männer, unter denen sich Sulzer, Ramler, Fr. Nicolai und Moses
Mendelssohn befanden.
Sein ausgebreitetes Wissen, sein genialer Einblick
in den Kern aller poetischen und litterarischen Aufgaben und sein
unerschrockener Freimut begannen gefürchtet zu werden, seitdem er, frech
herausgefordert, mit seinem "Vademecum für Herrn Samuel Gotthold Lange,
Pastor in Laublingen" (Berlin 1754) an dem seichten und flüchtigen
Horaz-Übersetzer und in ihm an der ganzen behaglichen und platten
Mittelmäßigkeit in der damaligen schönen Litteratur ein Exempel
statuiert hatte. Während dieses zweiten Aufenthalts in Berlin wandte
sich Lessing mit Vorliebe dem Studium der englischen Litteratur, namentlich
der bürgerlichen Dichtung der Lillo, Richardson u. a., zu, sprach es
aus, daß ebendiese Dichtung dem deutschen Geist unendlich verwandter sei
als die französische, und stellte offenbar die Romane und Dramen der
Engländer als mustergültig hin, weil er jenen unmittelbaren Lebensgehalt
in ihnen wahrnahm, welcher der deutschen Poesie noch fehlte, und dessen
sie bedurfte. Das erste größere dramatische Werk Lessings: "Miß Sara
Sampson" (Berlin 1755), lehnte sich daher an die Situationen und
Lebensverhältnisse der englischen Familienromane und bürgerlichen
Trauerspiele derart an, daß Lessings Zeitgenossen "Sara Sampson"
schlechthin ein englisches Trauerspiel nannten; zugleich aber erwies es
in der Handlungsführung und Charakteristik eine Freiheit und
Meisterschaft, die in der steifen, leb- und hilflosen, ängstlich nach
Regeln arbeitenden deutschen Litteratur seither unerhört war. Eben weil
er fühlen mußte, daß er mit dieser poetischen Leistung auf einen
Höhepunkt gelangt sei, wünschte Lessing sich der seitherigen Art seiner
Existenz, wo der Tag für den Tag zu sorgen hatte und er neben eignen
Arbeiten Übersetzungen liefern mußte (er übertrug einige Bände von
Rollins "Geschichte" aus dem Französischen, Huartes "Prüfung der Köpfe
zu den Wissenschaften" aus dem Spanischen etc.), zu entziehen.
Er
vertauschte im Oktober 1755 Berlin wieder mit Leipzig, wohin ihn die
Kochsche Schauspielertruppe gezogen zu haben scheint, und konnte bald
darauf seinen Berliner Freunden von einer Aussicht melden, über die er
große Genugtuung empfand: er sollte als Reisebegleiter eines jungen
Leipziger Patriziers, Winkler, Ostern 1756 eine auf drei Jahre
berechnete Bildungsreise nach den Niederlanden, England, Frankreich,
Italien antreten. Er schreibt darüber: "Ich werde nicht als Hofmeister
unter der Last eines mir auf die Seele gebundenen Knaben, nicht nach den
Vorschriften einer eigensinnigen Familie, sondern als der bloße
Gesellschafter eines Menschen reisen, welchem es weder an Vermögen noch
an Willen fehlt, mir die Reise so nützlich und angenehm zu machen, als
ich sie mir nur selbst werde machen wollen". Er bereitete sich ernsthaft
auf die Reise vor, welche in der That 10. Mai angetreten wurde und Lessing
durch das nördliche Deutschland nach den Niederlanden führte, wo von
Amsterdam aus die vorzüglichsten Städte besucht wurden. Der Ausbruch des
Siebenjährigen Kriegs aber und die Besetzung Leipzigs durch preußische
Truppen trieben Winkler nach Leipzig zurück, wohin ihm Lessing notgedrungen
folgen mußte. Da es hier rasch zu einem Zerwürfnis zwischen Lessing und
seinem seitherigen Genossen kam, das in einen erst nach Jahren (1764) zu
Lessings gunsten erledigten Prozeß auslief, so sah sich der
Schriftsteller, welcher auf drei Jahre der Sammlung und Muße gehofft
hatte, wieder auf seine Feder angewiesen und mußte mehr als je zuvor zu
Übersetzungen, Korrekturen und andern Notbehelfen greifen. Zunächst
hielt ihn der Verkehr mit dem preußischen Major Ew. v. Kleist (dem
Dichter) in Leipzig zurück; als aber dieser im Mai 1758 zur preußischen
Feldarmee ging, zog es auch Lessing wieder nach Berlin. Mit den dortigen
Freunden Nicolai und Mendelssohn hatte Lessing eifrig (vorwiegend über die
Theorie des Trauerspiels) korrespondiert, und auf alle Fälle fand er in
Berlin mehr Beziehungen, als er zur Zeit in Leipzig besaß.
Von 1758 bis
1760 lebte Lessing in der preußischen Hauptstadt unter den Eindrücken der
Thaten und Wechselfälle des Siebenjährigen Kriegs. Mit seinen Freunden
vereinigte er sich zur Herausgabe eines neuen kritischen Organs für
Besprechung der Litteratur: der "Briefe die neueste Litteratur
betreffend" (Berlin 1759 ff.), für die er jene Beiträge schrieb, durch
welche die Zeitschrift beinahe allein ihre bleibende Bedeutung erlangte.
Er veröffentlichte nebenbei drei Bücher seiner "Fabeln" nebst
Abhandlungen (Berlin 1759) und das kleine patriotisch-kräftige, in einer
knappen, scharfen Prosa abgefaßte Trauerspiel "Philotas" (das. 1759),
schrieb sein erst später erschienenes "Leben des Sophokles", gab "Logaus
Sinngedichte" (Leipzig 1759) heraus und übertrug "Das Theater des Herrn
Diderot" (Berlin 1760, 2 Bde.), die verwandten Bestrebungen des
französischen Kritikers und Dichters richtig würdigend. Die Unsicherheit
seiner Lage, der erneut wiederkehrende Wunsch, sich größern Arbeiten in
aller Muße und ohne Rücksicht auf ihre frühere oder spätere Vollendung
widmen zu können, veranlaßten Lessing, eine Stellung als Sekretär des
Generals Tauenzien, des Gouverneurs von Schlesien, anzunehmen und im
Herbst 1760 nach Breslau zu gehen. Wenn auch die Freunde gewaltig den
Kopf schüttelten, daß sich Lessing in eine Flut von ganz unlitterarischen,
militärischen und bürgerlichen Geschäften hineingestürzt habe, und er
selbst in einigen Briefen über die Last ermüdender, unbedeutender
Beschäftigungen, erlogener Vergnügen und Zerstreuungen klagte, so ward
ihm doch der mehrjährige Aufenthalt in Breslau fruchtreich: er konnte
sich eine Zeitlang seinen Lieblingsneigungen überlassen, lebendiger
Wirklichkeit, die ihn umgab, die poetische Seite abgewinnen und fand
Gelegenheit, nicht nur seine Familie reichlich zu unterstützen (was er
übrigens auch in seinen dürftigsten Lagen über seine Kräfte hinaus
gethan), sondern auch eine beträchtliche Bibliothek zu sammeln, die er
freilich schon in den nächsten Jahren als Notpfennig betrachten und
wieder veräußern mußte. Die wichtigsten geistigen Resultate der (bis
1765 währenden) Breslauer Zeit waren die Ausführung des Lustspiels
"Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück" (Berlin 1767), das erste
voll und ganz ohne jedes Muster und ohne jede Anlehnung aus dem Leben
geschöpfte deutsche dramatische Werk, und die Schrift "Laokoon, oder
über die Grenzen der Malerei und Poesie" (das. 1766, erster Teil; der
zweite ward nie vollendet), in welch letzterer Lessings Kritik die
Überschätzung der deskriptiven Poesie beseitigte, die Handlung in der
Poesie und damit die dramatische und erzählende Dichtung in ihr Recht
einsetzte und nach der litterarischen Seite hin klärend und grundlegend
im höchsten Sinn wirkte.
Trotz der litterarischen Stellung, welche Lessing
nach diesen Werken einnahm, wollte sich eine seiner Natur entsprechende
bürgerliche Stellung für ihn nicht finden. Er war 1765 nach Berlin
zurückgekehrt, wo man ihm Hoffnungen auf eine Berufung als Bibliothekar
gemacht hatte. Als diese Hoffnung getäuscht ward, erschien ihm Berlin
als eine "verzweifelte Galeere"; er sehnte sich hinweg und nahm daher
mit Freuden eine Aufforderung an, seine Kräfte dem "Nationaltheater" zu
widmen, welches man in Hamburg eben errichtete. Als Dramaturg und
Rechtskonsulent der neuen Bühne begab er sich im April 1767 nach
Hamburg, das ihm als Stadt schon beim ersten Sehen sehr behagte. Seine
Hauptaufgabe sollte die Abfassung einer kritischen Zeitschrift sein,
welche die Leistungen und Versuche des Nationaltheaters Anteil nehmend
zu begleiten hatte und als "Hamburgische Dramaturgie" (Hamburg 1768) in
der That 1. Mai d. J. ins Leben trat. Die schlecht vorbereitete und
schlecht geleitete, vom unreifen Publikum jener Tage noch schlechter
unterstützte Unternehmung brach indes schon nach kurzer Zeit zusammen;
ihr größter Ruhm bleibt, zu Lessings "Dramaturgie" den äußern Anlaß
gegeben zu haben. In diesen Blättern entfaltete Lessing eine neue glänzende
Seite seiner schöpferischen Kritik; er steckte der dramatischen Dichtung
die höchsten Ziele, vernichtete den Rest von Autorität, dessen sich das
französische Drama noch erfreute, und wies auf Shakespeare als den
ersten und größten Charakterdarsteller hin. Nach dem Scheitern des
Theaters setzte Lessing noch kurze Zeit hindurch Hoffnungen auf den Erfolg
eines Verlagsgeschäfts, das er mit Chr. Bode begründet hatte. Als auch
dieser ausblieb, fand Lessing, daß es ihm unmöglich sein werde, "des
Sperlings Leben auf dem Dach" in dem geliebten Hamburg fortzusetzen, und
entschloß sich im Herbst 1769, die ihm durch Ebert in Braunschweig
angetragene Stellung als Bibliothekar der herzoglichen Bibliothek in
Wolfenbüttel anzunehmen. Die letzte Zeit in Hamburg war durch die
Abfassung der "Briefe antiquarischen Inhalts" (Berlin 1768-69) bezeichnet
gewesen. In denselben wurde der ränkesüchtige Professor Chr. A. Klotz,
welcher sich als Führer einer litterarischen Clique hohler und
anmaßlicher Gesellen hervorgethan, mit höchster kritischer Schärfe und
gründlichster Gelehrsamkeit schwer gestraft. Die damalige Generation,
welche den Wert eines Mannes nicht nach seiner Bildung und seinem
Charakter, sondern lediglich nach der äußern Stellung schätzte, konnte
sich an diesen rückhaltlos wahrhaftigen Ton und diese rein sachliche
Kritik nur schwer gewöhnen; erst die nächstfolgende Zeit ermaß richtig,
welche Dienste Lessing selbst mit seiner Polemik der litterarischen und
sittlichen Kultur der Nation geleistet. Auch die Untersuchung: "Wie die
Alten den Tod gebildet" (Berlin 1769) ging aus den Klotzschen Händeln
hervor.
In Wolfenbüttel, wo Lessing sein Amt im Frühjahr 1770 antrat,
begann er eine Reihe von Veröffentlichungen aus den handschriftlichen
Schätzen der Bibliothek, von denen die Schrift über "Berengarius
Turonensis" (Braunschweig 1770) den Anfang machte, während sich die
Abhandlungen und Fragmente "Zur Geschichte und Litteratur" (das.
1773-81, 6 Bde.) über eine Reihe von Jahren erstreckten. Wie wertvoll
einzelne dieser Publikationen auch sein mochten, so war es für die
deutsche Litteratur wichtiger, daß Lessing gleich in der ersten Zeit nach
seiner Niederlassung in Wolfenbüttel ein poetisches Meisterwerk wie
seine Tragödie "Emilia Galotti" (Berlin 1772), dessen Anfänge ins Jahr
1757 zurückreichen, das aber gleichwohl erst auf der Höhe seines Könnens
wirklich ausgeführt wurde, vollendete. Leider gestalteten sich die
Lebensverhältnisse Lessings nicht so, ihm Lust und Mut zum poetischen
Schaffen zu erhöhen. Er hatte das Amt in dem "stillen Winkel"
Wolfenbüttel vor allem mit übernommen, weil er, wie es scheint zum
erstenmal im Leben, den starken Wunsch empfand, sich zu vermählen. Die
Witwe eines ihm befreundeten Hamburger Kaufmanns, die geistesklare,
willenskräftige Eva König, wurde seine Verlobte. Da sie aber das
ausgebreitete Geschäft ihres verstorbenen Gatten zu leiten und zu
liquidieren hatte, um ihren Kindern einen Teil ihres Vermögens zu
retten, und sich die Entscheidung dieser Dinge jahrelang hinzog, da
inzwischen auch er mit mancherlei Mißhelligkeiten zu kämpfen hatte, so
schlossen die Jahre zwischen 1771 und 1776 vielerlei bittere Erfahrungen
und trübe Stimmungen für Lessing ein. Pläne, eine andre Stellung zu
gewinnen, kamen über den ersten Entwurf nicht hinaus. Im Anfang 1775 riß
sich Lessing von Wolfenbüttel los, ging über Dresden und Prag nach Wien, wo
er seine Verlobte nach langer Trennung wiedersah. Die Aufnahme, welche
er in Wien in allen Kreisen und selbst bei der Kaiserin Maria Theresia
fand, war eine durchaus ehrenvolle. Trotzdem sehnte er sich nach
Wolfenbüttel zurück, weil sich die Aussichten für eine endliche
Verbindung mit Eva König günstiger gestaltet hatten. So nahm er es mit
geteilter Empfindung auf, daß ihn Prinz Leopold von Braunschweig
aufforderte, als Reisegefährte mit ihm Italien zu besuchen. Er glaubte
es seinem Verhältnis zum braunschweigischen Hof und seiner Zukunft
schuldig zu sein, dem Verlangen des Prinzen zu willfahren. Die
ursprünglich auf wenige Monate berechnete Reise, die sich bis nach
Neapel und nach Corsica ausdehnte, und von welcher Lessing erst 23. Febr.
1776 in Braunschweig wieder eintraf, genoß er so unter eigentümlichen
Umständen und, da die Korrespondenz mit Eva König völlig ins Stocken
geriet, nur halb; tiefere Eindrücke derselben auf sein geistiges Leben
können nicht nachgewiesen werden. Nachdem er im Sommer 1776 eine mäßige
Gehaltserhöhung und den Titel als Hofrat erhalten, fand im Oktober d. J.
auf dem York bei Hamburg seine Hochzeit statt. Ein friedvolles,
glückliches Jahr (1777) war Lessing beschieden, leider auch nicht viel mehr
als eins: am 10. Jan. 1778 starb Eva Lessing infolge der Geburt eines Sohns,
der jedoch tags darauf starb. (vergleiche Thiele, Eva Lessing, ein Lebensbild,
Halle 1881.) In tiefster Erschütterung sah sich Lessing wiederum und tiefer
als zuvor vereinsamt. Noch in dem Jahr des Verlustes seiner Frau ward er
in neue härtere und erbittertere Streitigkeiten als je zuvor
verwickelt. In seinen Publikationen aus den handschriftlichen Schätzen
der Bibliothek zu Wolfenbüttel hatte er schon 1774 ein Bruchstück: "Von
Duldung der Deisten, Fragment eines Ungenannten", mitgeteilt, dem er
1777 und 1778 weitere "Fragmente" (die Offenbarung, die Geschichte der
Auferstehung etc. betreffend) folgen ließ. Verfasser des Manuskripts war
der verstorbene Arzt Sam. Hermann Reimarus in Hamburg, ein
rationalistischer Deist nach dem Muster der englischen und französischen
Deisten und Freidenker des 18. Jahrhunderts. Lessing, der auch in andern den
Drang zur Wahrheit am höchsten achtete, stimmte keineswegs mit den
Anschauungen des Fragmentisten unbedingt überein. Als indes die
unduldsamen Zionswächter der alten Orthodoxie begannen, die
Beschuldigung gegen ihn zu schleudern, daß er "feindselige Angriffe
gegen unsre allerheiligste Religion" verfaßt und unter seinen Schutz
genommen, als namentlich der Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Göze
gegen Lessing zu polemisieren begann, nahm dieser den hingeworfenen
Fehdehandschuh auf und verfocht das Recht der Skepsis gegenüber dem
geistlosen Buchstabenglauben, pfäffischer Verdammungssucht und
hochmütigem Dünkel. Die Streitschriften Lessings: "Nötige Anwort auf
eine sehr unnötige Frage", "Axiomata", "Anti-Göze" (sämtlich Braunschweig 1778), ausgezeichnet durch Schärfe der Logik, fortreißende Beredsamkeit
und unvergleichlichen Reiz des Stils, überlebten den Kampf und seinen
Anlaß. Am Ende wurde Lessing, da er nicht zu besiegen war, durch
Denunziationen bei seiner Regierung zum Schweigen gebracht und so
genötigt, "seine alte Kanzel, das Theater" noch einmal zu besteigen, um
ein letztes Wort zu gunsten der Toleranz und des Humanitätsgedankens
zusprechen.
Auf Subskription ließ er die Dichtung "Nathan der Weise" (o.
O. 1779) erscheinen, in der er zur Form der gebundenen Rede (fünffüßige
Jamben) zurückkehrte. Dies Drama hat seine Stärke nicht in der straffen
Schürzung und Lösung der Handlung, sondern neben der meisterhaften,
psychologisch tiefen Charakteristik wirkt das Pathos edelster Gesinnung
und reinster Überzeugung mit unwiderstehlicher Gewalt. Der "Nathan" war
Lessings letzte große dichterische, ja seine letzte litterarische That.
Im nächsten Jahr lieferte er noch die Schrift "Die Erziehung des
Menschengeschlechts" (Berlin 1780) und vollendete "Ernst und Fall,
Gespräche für Freimaurer" (Wolfenburg u. Göttingen 1778-80), in beiden die
Hauptideen wiederum darlegend, die ihn in den letzten Jahren erfüllt und
bewegt hatten. Seine physische Kraft war seit dem Tod seiner Gattin
gebrochen, flackerte bei einzelnen Ausflügen nach Hamburg und
Braunschweig gleichsam nur wieder auf.
Bei einem Besuch in Braunschweig
erkrankte und starb er 15. Februar 1781.
Den ersten Nachruf, der seinem
ganzen Verdienst gerecht wurde, widmete ihm Herder in Wielands "Merkur".
Lessings
Persönlichkeit gehört zu denen, die lebendig und fruchtbar nachwirkend
im Bewußtsein ihres Volkes bleiben. Sein Streben und Schaffen ist für
die Entwickelung des geistigen Lebens der Deutschen, ja man darf sagen
aller heutigen Kulturvölker, von unermeßlichem Einfluß gewesen. Fassen
wir zunächst seine dichterische Bedeutung ins Auge, so zeigt sich diese,
soweit sie wahrhaft großartiger Natur ist, wesentlich auf das
dramatische Gebiet beschränkt. Lessings lyrische Gedichte entstammen
noch der Periode, wo die Empfindung nach freiem Ausdruck rang und der
einzelne seiner Empfindung erst schüchtern gewiß ward. Unter seinen
sämtlichen kleinen Reimereien hat nur das Lied: "Gestern, Brüder, könnt
ihr's glauben" sich im Gedächtnis der Nachkommen erhalten. Lehrhafter
Scherz und lehrhafter Ernst sind neben der Präzision und Reinheit des
Ausdrucks das Beste, was wir in seinen lyrischen Erzeugnissen antreffen.
Höher stehen seine Fabeln und Schwanke, obwohl auch bei ihnen seine der
Weitschweifigkeit und behaglichen Breite von damals bewußt
entgegengesetzte Knappheit und epigrammatische Kürze das Hauptverdienst
ist. Auch seine Epigramme überragen die bessern gleichzeitigen nur in
einzelnen schärfern Pointen. Die poetische Produktion quoll bei Lessing, wie
bei all seinen Zeitgenossen, nicht unmittelbar aus dem Gefühl, sie hatte
erst den Weg durch den reinigenden Destillierkolben kritischer
Reflexion zurückzulegen. Er selbst hat bekanntlich in einer viel und
unnötig erörterten Stelle der "Dramaturgie" sich das dichterische Genie
abgesprochen. "Ich fühle", sagt er dort, "die lebendige Quelle nicht in
mir, die durch eigne Kraft sich emporarbeitet, durch eigne Kraft in so
reichen, so frischen, so reinen Strahlen aufschießt: ich muß alles durch
Druckwerk und Röhren aus mir herauspressen." Mit Recht hat gegen dies
Urteil Goethe bemerkt: "Lessing wollte den Titel eines Genies von sich
ablehnen, aber seine dauernden Wirkungen zeugen wider ihn selber"; nicht
nur die Dauer dieser Wirkungen, darf man hinzusetzen, sondern
vorzüglich die Dauer der Ursache derselben, nämlich Lessings große
Produktivität auf dramatischem Feld. Eine Fruchtbarkeit, wie er sie hier
entwickelt hat, wäre unerklärlich, wenn man sie nicht aus dem
angebornen lebendigen Schaffenstrieb, in dem das Genie wesentlich
besteht, ableiten dürfte. Die Wahrheit in jener Selbstcharakteristik
beschränkt sich auf die Thatsache, daß Lessing erst nach theoretischem
Eindringen in das Wesen der Dichtkunst, besonders des Dramas, zu der
Kunsthöhe emporstieg, auf der ihn seine Zeit sah, auf der wir ihn heute
noch sehen. Den ersten Schritt zu dieser Höhe that er in seiner "Miß
Sara Sampson". So dürftig das Grundmotiv dieser Dichtung uns jetzt
erscheint, so groß ist die Differenz, welche sie von den gleichzeitigen
Dramen andrer, ja auch von Lessings eignen frühern dramatischen
Dichtungen unterscheidet. Die kühne Neuerung Lessings in jenem
Trauerspiel war, daß er es, statt nach dem bisher allein gültigen Muster
der Franzosen, nach dem der Engländer bildete, welche den Kampf mit dem
französischen Klassizismus bereits siegreich begonnen hatten. Zugleich
aber ging Lessing auch hier über seine englischen Muster hinaus, deren
Mißgriffe in der Wahl des Stoffes vermeidend und sie an Wahrheit und
Lebendigkeit der Charakterzeichnung weit überbietend. Das Studium
Diderots und des Aristoteles, vor allem aber die Beschäftigung mit den
"ewigen Urbildern aller Tragik", mit Sophokles und Shakespeare,
erweiterten von nun an Lessings Einblick in die wahren Gesetze des
Dramas und ließen ihn immer
entschiedener sich von der Afterklassizität der Franzosen abwenden. Die gewonnene
Erkenntnis machte ihn zum vernichtenden Gegner Gottscheds, als welcher
er nirgends schärfer auftritt als im 17. Litteraturbrief. In dem
Sophokleische Einwirkungen deutlich verratenden "Philotas" zeigte sich
zunächst Lessings ästhetischer Fortschritt praktisch. Das Stück übt
durch die edle Mannhaftigkeit der Gesinnung, die es atmet, durch seine
herrliche Naturwahrheit, durch die tiefe Einfalt seiner Tragik einen
wundervollen Zauber aus. Entscheidender aber noch treten die Vorzüge
seiner Muse und die Fruchtbarkeit der Erkenntnisse, welche der Dichter
auf theoretischem Wege gewonnen, hervor in "Minna von Barnhelm", diesem
im schönsten Sinn eigenartig deutschen Lustspiel, das, dem
unmittelbarsten Leben der Gegenwart entnommen, in bester Bedeutung
volkstümlich, Kunstschönheit mit Naturwahrheit paarend, frisch und treu
in der Charakterzeichnung, bis heute unerreicht in unsrer Litteratur
dasteht (vergleiche Niemeyer, Lessings Minna von Barnhelm, 2. Auflage, Dresden 1877). Die theoretische Befreiung unsrer nationalen Poesie von den
drückenden Fesseln ausländischer Herrschaft vollzog Lessing am gewaltigsten
in der "Dramaturgie", durch welche das ästhetische Joch Frankreichs
vollständig gebrochen, Shakespeare dagegen bei uns eingebürgert und auf
Aristotelischer Grundlage die Gesetze der Dramatik unerschütterlich
begründet wurden (vergleiche Cosack, Materialien zu Lessings Hamburgischer
Dramaturgie, Paderb. 1876; kommentierte Ausgabe der " Dramaturgie" von
Schröder und Thiele, Halle 1876-78). In "Emilia Galotti" erscheint die
Charakterzeichnung, die packende Lebenswahrheit, die epigrammatische
Knappheit der Sprache auf gleicher Höhe wie in "Minna von Barnhelm", die
Diktion ist sogar geistreicher und gedankenhaltiger als in irgend einer
andern Dichtung Lessings; dagegen wird gegen die tragische Lösung der
Verwickelung jederzeit ein gewisser Einwand der Logik und Empfindung
übrigbleiben, was die Wahrheit der Goetheschen Worte nicht aufhebt, daß
in diesem Drama eine ungeheure Kultur enthalten sei (vergleiche
Werner, Lessings Emilia Galotti, Berlin 1882). Im "Nathan" überwiegt die
ethische Bedeutung die ästhetische; der Geist milder, weltüberwindender
Humanität, der in diesem edlen. Gedicht waltet, macht es zu einem der
teuersten Besitztümer unsrer Litteratur (vergleiche Strauß, Lessings Nathan,
3. Auflage, Berlin 1877; K. Fischer, Lessings Nathan, 3. Auflage, Stuttgart
1881; Pabst, Vorlesungen über Lessings Nathan, Bern 1880; Neumann,
Litteratur über Lessings Nathan, Dresden 1868).
Lessings
reformatorische Bedeutung beschränkt sich nicht auf das poetische
Kunstgebiet, auch auf einem andern Felde der Ästhetik hat er
Unsterbliches gewirkt. Winckelmann, der große Wegweiser zur Nachahmung
der Alten in der bildenden Kunst, hatte den Unterschied zwischen dieser
und den redenden Künsten nicht in seiner ganzen Schärfe erkannt. Das
Musterwerk, in welchem dieser Unterschied unwiderleglich festgestellt
und begründet wurde, ist Lessings "Laokoon". In diesem hat Lessing, den
Macaulay mit Recht als "den ersten Kritiker Europas" bezeichnet, die
wesentlichen Bedingungen der im Raum und der in der Zeit wirkenden
Künste mit unvergleichlicher wissenschaftlicher Methode dargelegt, und
der Satz, daß der Dichter nicht malen solle, gehört seitdem, um mit
Vischer zu reden, "zum ABC der Ästhetik" (vergleiche Vonbank, Lessings
Laokoon, Feldkirch 1856; Cosack, Lessings Laokoon, für die Gebildeten
bearbeitet und erläutert, 3. Auflage, Berlin 1882; Blümner, Lessings
Laokoon, herausgegeben und erläutert, 2. Auflage, das. 1880; H. Fischer,
Lessings Laokoon und die Gesetze der bildenden Kunst, das. 1887). - Der
reformatorischen Thätigkeit Lessings in der Litteratur steht die in der
Theologie bedeutsam zur Seite. Schon die Wittenberger "Rettungen" zeigen
Lessing bemüht, die Freiheit prüfender Forschung in Glaubenssachen als
heiliges Recht der Menschheit zu vindizieren. Der weitere
Entwickelungsgang Lessings mußte ihn von jenem Punkt aus notwendig zum
Bruch mit der Offenbarung führen. Immer mehr lernte er den Wahn, daß die
echte Religiosität ohne kirchliche Orthodoxie unmöglich sei, vom
Standpunkt der Logik und der Humanität aus als thöricht und verderblich
erkennen. Diese Erkenntnis trieb ihn in eine Weltanschauung, welche, man
mag dagegen sagen, was man will, ihren Grundzügen nach eine
spinozistische ist. Das Bekenntnis dieser Weltbetrachtung steht jedoch
in Lessings theologischen Schriften mehr zwischen als in den Zeilen zu
lesen. Die negative Seite jener ist bedeutender als die positive; was
ihnen unvergänglichen Wert verleiht, ist nicht sowohl die Darlegung
eines eignen philosophischen oder religiösen Dogmas als die vernichtende
Abwehr aller den Menschengeist fesseln wollender Dogmatik.
Lessing steht als der mannhafteste Charakter der deutschen Litteraturgeschichte
da; sein Leben ist ein fast ununterbrochener Kampf gewesen. Die
gewaltige geistige Kraft, welche ihn zu diesem befähigte, zeigte sich
auch in seiner leiblichen Erscheinung ausgeprägt. Von gedrungener,
kräftiger Gestalt, mehr als mittelgroß, das Haupt auf kräftigem Hals
frei emportragend, mit offenen, klaren, tief dunkelblauen Augen die
Dinge ruhig betrachtend, stellte er das Bild einer edlen,
männlich-schönen Persönlichkeit auch äußerlich dar. Eine ungemeine
Freundlichkeit und ein vollkommen anspruchsloses Wesen zeichneten ihn
trotz seiner so entschiedenen Eigenartigkeit aus. Ordnungsliebe, auch in
Bezug auf Kleidung, war ihm in seltenem Maß eigen. Tiefe Abneigung
gegen Unwahrhaftigkeit und Heuchelei, gegen alles leere Scheinwesen
machte einen der hervorstechendsten Grundzüge seines Wesens aus. Nicht
hoch genug wissen die Freunde seine Unterhaltungsgabe zu rühmen: sehr
begreiflich, wenn man erwägt, mit welch wunderbarer Meisterschaft der
Darstellung Lessings als Schriftsteller auch den trockensten Materien eine
Anziehungskraft zu leihen verstand, die uns noch heute für Schriften und
Bildwerke, welche im übrigen längst verschollen sind, das lebendigste
Interesse abgewinnt. Der Stil keines Schriftstellers ist so anregend wie
der Lessings. Wir vernehmen in seinem Vortrag, nach Vilmars treffender
Charakteristik, "ein geistreiches, belebtes Gespräch, in welchem
gleichsam ein Gedanke auf den andern wartet, einer den andern
hervorlockt, einer von dem andern abgelöst, durch den andern berichtigt,
gefördert, entwickelt und vollendet wird; Gedanke folgt auf Gedanke,
Zug um Zug, im heitersten Spiel und dennoch mit unbegreiflicher Gewalt
auf uns eindringend, uns mit fortreißend, beredend, überzeugend,
überwältigend". - Unter den Bildnissen Lessings behaupten das angeblich
von Tischbein gemalte, wahrscheinlich aus der Breslauer Zeit herrührende
(jetzt in der Berliner Nationalgalerie befindlich), das sogen.
Halberstädter, dem Maler May zugeschriebene Porträt und das von A. Graff
1791 in Berlin gemalte den obersten Rang. Statuarisch verherrlichen ihn
das bekannte Meisterwerk Rietschels in Braunschweig (seit 1853) und die
(sitzende) Statue von Schaper auf dem Gänsemarkt in Hamburg (seit
1880).
In seiner Vaterstadt Kamenz wurde zu seinem Andenken 1826 das
Lessing-Stift, ein Hospital für Bedürftige aller Konfessionen,
gegründet.
[Ausgaben, Briefwechsel.] Lessings "Sämtliche Schriften"
erschienen zuerst (hrsg. von K. G. Lessing) Berlin 1771-94 in 30 Bdn.;
sodann (hrsg. von Schink, mit Biographie) das. 1825-26, 30 Bde.; später
folgten die "Gesammelten Werke" (Leipzig 1841 u. öfter; zuletzt von
Gödeke, Stuttgart 1873, in 10 Bdn.). Die erste philologisch korrekte
Ausgabe der "Sämtlichen Schriften" war die meisterhafte von Lachmann
(Berlin 1838-40, 13 Bde.), welche 1853-57 in zweiter, von v. Maltzahn
revidierter und ergänzter Ausgabe erschien und 1886 in dritter, von
Muncker besorgter Auflage zu erscheinen begonnen hat. Zum großen Teil
sehr wertvoll ist die von Groß, Redlich,
Quelle:
Meyers Konversationslexikon
Band 10 von Königshofen bis Luzon
Seite 720 bis 724
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